Die Präferenzen der demokratischen Wählerschaft: Die Vorwahl in Iowa
Bereits seit Anfang Februar 2019 sucht die demokratische Partei einen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im Herbst. Das anfangs dichte Bewerberfeld hat sich nach und nach gelichtet und aktuell deutet alles auf eine Nominierung von Joe Biden beim Parteitag der demokratischen Partei im Spätsommer hin. In diesem Beitrag wollen wir einen Blick zurück auf die Wahlergebnisse werfen, um über die Präferenzen der demokratischen Wählerschaft zu spekulieren.
Die Bundesstaaten nutzen unterschiedliche Wahlverfahren, um ihre Delegierten für den Nominierungsparteitag zu bestimmen. Traditionell kann zwischen Wahlen (Primaries) und Versammlungen (Caucuses) unterschieden werden. Die demokratische Partei hat die Wahlverfahren zuletzt ganz erheblich in Richtung von Vorwahlen verschoben, sodass mittlerweile nur noch vier Bundesstaaten ihre Delegierten über das etwas kuriose Verfahren der Versammlungen bestimmen. Bei diesem Verfahren versammelt sich die Wählerschaft in den Wahllokalen und stellt sich anhand des am meisten bevorzugten Kandidaten zusammen. Nach der ersten Wahlrunde werden die Kandidatenanteile in den Wahllokalen berechnet. Erhalten Kandidaten weniger als 15 Prozent der Wählerstimmen, können die Wähler dieser Kandidaten sich neu verteilen. So entstehen Wählergruppen von mindestens 15 Prozent, die in einem mehrstufigen Verfahren in Delegiertenstimmen umgerechnet werden.
In diesem Beitrag interessieren uns die Wählerbewegungen zwischen den Wahlgängen. Was können wir aus diesen Bewegungen über die demokratische Wählerschaft und über die Kandidaten lernen? Treten bestimmte Wanderungsbewegungen besonders häufig oder besonders selten auf? Liegt den Bewegungen die ideologische Nähe der Kandidaten zugrunde oder können andere Motive identifiziert werden?
Um diese Frage zu untersuchen, greifen wir auf Daten der ersten Vorwahl im Bundesstaat Iowa zurück. Iowa ist auf mehreren Ebenen ein interessanter Untersuchungsfall. Iowa fällt in den Vorwahlen eine besondere Bedeutung zu. Der Bundesstaat führt traditionell die erste Vorwahl durch und erfährt deshalb eine erhebliche Medienaufmerksamkeit. So mancher Kandidat wie etwa Jimmy Carter oder Barack Obama konnte in Iowa Achtungserfolge erzielen, die letztlich den unerwarteten Weg in das Weiße Haus ebneten. Die Vorwahl 2020 ist freilich ein drastisches Gegenbeispiel. Während Pete Buttigieg, ein zuvor weitgehend unbekannter Bürgermeister aus dem mittleren Westen, bei den Demokraten den Sieg einfahren konnte, landete der Favorit Joe Biden abgeschlagen auf Platz 4.
Auch aus methodischer Sicht ist die Vorwahl in Iowa geeignet, um die Präferenzen der Wählerschaft zu untersuchen. Bei der ersten Vorwahl konnten sich noch zahlreiche Bewerber realistische Hoffnungen auf die Kandidatur machen. Aus diesem Grund ist von weniger strategischen Überlegungen der Wählerschaft auszugehen. Einschränkend sei allerdings auf zwei Punkte hingewiesen. Erstens ist Iowa kaum repräsentativ für die Vereinigten Staaten und es können aus den Daten somit nicht ohne Weiteres Rückschlüsse über die demokratische Wählerschaft getroffen werden. Zweitens nehmen an den Vorwahlen und insbesondere an den als Versammlung durchgeführten Vorwahlen vornehmlich überzeugte Parteianhänger teil. Eine solche Wählerschaft ist für unsere Zwecke von Vorteil, da sich diese Wähler aller Wahrscheinlichkeit nach besser über die Kandidaten informieren und das Wahlverhalten entsprechend informativ ist. Zugleich ist diese Wählerschaft aber denkbar schlecht geeignet, um Rückschlüsse über die Wählerschaft zu ziehen, die bei der Präsidentschaftswahl ihr Kreuz beim demokratischen Bewerber machen wird.
Konkret interessieren uns die individuellen Wählerbewegungen zwischen den Wahlgängen. Informationen hierzu werden von der Partei nicht veröffentlicht und auch nicht aufgezeichnet. Wir wissen also lediglich, welche Stimmenanteile die Kandidaten in den einzelnen Wahlgängen in den Wahllokalen erhalten haben. In der Politikwissenschaft sind verschiedene Verfahren entwickelt worden, um aus sogenannten Aggregatdaten die individuellen Wanderungsbewegungen abzuleiten. Mit vergleichbaren Verfahren werden zum Beispiel auch die Wählerstromanalysen der Tagesschau erstellt. Dabei sei allerdings nicht unterschlagen, dass die von Infratest dimap für die Tagesschau erstellten Analysen neben Aggregatdaten im Regelfall auch auf Individualdaten aus Nachwahlbefragungen zurückgreifen können, sodass die hier präsentierten Analysen mit etwas mehr Unsicherheit behaftet sind. Letztlich gilt hier wie dort, dass es sich bei der Auswertung von Wählerwanderungen stets um Schätzwerte handelt.
Tabelle 1: Ergebnisse der Wahlgänge
| Erster Wahlgang | Letzter Wahlgang | Saldo | |||
| Absolut | In Prozent | Absolut | In Prozent | Absolut | In Prozentpunkten |
Biden | 26,291 | 14.9 | 23,605 | 13.7 | -2,686 | -1.2 |
Buttigieg | 37,572 | 21.3 | 43,209 | 25.1 | +5,637 | +3.8 |
Klobuchar | 22,454 | 12.7 | 21,100 | 12.2 | -1,354 | -0.5 |
Sanders | 43,581 | 24.7 | 45,652 | 26.5 | +2,071 | +1.8 |
Steyer | 3,061 | 1.7 | 413 | 0.2 | -2,648 | -1.5 |
Warren | 32,589 | 18.5 | 34,909 | 20.3 | +2,320 | +1.8 |
Yang | 8,914 | 5.1 | 1,758 | 1.0 | -7,156 | -4.1 |
Quelle: CNN
Als Datenbasis nutzen wir die Abstimmungsergebnisse aus 1.678 Wahlbezirken in 99 Landkreisen (Counties), die von der demokratischen Partei unter https://results.thecaucuses.org veröffentlicht wurden. Vor der Auswertung sei eine Bemerkung zur Datenqualität gemacht. Bei der Auszählung der Vorwahl gab es erhebliche Mängel. Unter anderem wurden diese Probleme auf eine fehlerhafte App zurückgeführt, mit der die Ergebnisse aus den Wahllokalen an die Parteizentrale übermittelt werden sollten. So war die Vorwahl auch mehrere Tage nach dem Wahltermin am 3. Februar 2020 nicht vollständig ausgezählt, was unter anderem den Rücktritt des demokratischen Parteivorsitzenden in Iowa zur Folge hatte. Obwohl die Daten aus den Wahllokalen mittlerweile komplett vorliegen (Stand April 2020), lassen sich dennoch nach wie vor kleinere Unregelmäßigkeiten in den Daten identifizieren, die laut den Regeln nicht auftreten dürften. Da bei den Versammlungen keine Stimmzettel ausgefüllt werden, können diese Fehler von der Parteizentrale im Nachhinein kaum behoben werden. Für die Analyse der Daten gehen wir davon aus, dass sich die Unregelmäßigkeiten zufällig über die Datenmatrix verteilen und somit keinen systematischen Einfluss auf die Schätzung der Wählerwanderungen haben.
Einen ersten Eindruck der Daten bietet Tabelle 1. Im Sinne der Übersichtlichkeit grenzen wir die Auswertung auf die sieben Kandidaten mit der größten Erfolgsaussicht ein. Aus diesem Grund addieren sich die Spaltenprozente nicht zu 100 Prozent. Ein denkbarer achter Kandidat, Mike Bloomberg, ist erst spät in das Rennen um die Kandidatur eingestiegen und war bei der ersten Vorwahl noch nicht unter den Kandidaten.
Eine Kernbotschaft von Tabelle 1 ist ohne Zweifel, wie offen das Rennen bei der ersten Vorwahl noch war. Nicht weniger als fünf Kandidaten landeten am Ende des Wahlabends bei einem Wähleranteil von über 10 Prozent und konnten sich zumindest Hoffnungen auf die demokratische Kandidatur machen. Andrew Yang und Tom Steyer dagegen gelang in nur wenigen der mehr als 1,500 Wahllokale der Sprung über die 15-Prozent-Marke, sodass sie im zweiten Wahlgang fast all ihre Stimmen verloren. Schließlich ist noch zu bemerken, dass Bernie Sanders mit 26.5 Prozent zwar die relative Stimmenmehrheit auf sich vereinen konnte, Pete Buttigieg aber aufgrund des Umrechnungsverfahrens 14 Delegierte für den Nominierungsparteitag gewinnen konnte, Sanders dagegen nur 12.
Tabelle 2: Geschätzte Wählerwanderung (in Prozent)
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| Letzter Wahlgang | |||||||
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| Biden | Buttigieg | Klobuchar | Sanders | Steyer | Warren | Yang | Sonstige/ |
Erster | Biden | 30.7 | 24.9 | 7.8 | 17.3 | 1.0 | 11.3 | 1.2 | 5.8 |
Buttigieg | 13.7 | 32.3 | 10.2 | 18.8 | 0.9 | 16.8 | 1.5 | 5.9 | |
Klobuchar | 9.4 | 24.8 | 30.3 | 13.2 | 1.0 | 14.5 | 1.2 | 5.5 | |
Sanders | 9.1 | 17.2 | 7.2 | 39.4 | 0.7 | 17.4 | 1.8 | 7.3 | |
Steyer | 11.0 | 30.1 | 11.4 | 19.9 | 2.0 | 15.7 | 1.9 | 7.8 | |
Warren | 5.3 | 21.4 | 8.4 | 26.0 | 0.8 | 31.1 | 1.1 | 5.9 | |
Yang | 3.9 | 25.1 | 3.2 | 32.5 | 1.1 | 25.8 | 2.4 | 6.1 |
Quelle: Eigene Berechnung auf Basis der offiziellen Wahlergebnisse; abgerufen von https://results.thecaucuses.org/.
Nach den allgemeinen Ergebnissen wenden wir uns nun den geschätzten Wählerwanderungen zu, die in Tabelle 2 dargestellt sind. Die Tabelle stellt die Anteile der Wähler eines bestimmten Kandidaten im ersten Wahlgang dar (Zeilen) und wohin diese Wähler sich bei der finalen Auszählung bewegt haben (Spalten). Die Tabelle ist also beispielsweise wie folgt zu lesen: Von allen Biden-Wählern aus dem ersten Wahlgang haben sich im letzten Wahlgang 24.9 Prozent für Buttigieg entschieden. Zeilenweise addieren sich die Anteile also zu 100 Prozent.
Womöglich etwas eingängiger können wir über die Wählerbewegungen auch in Absolutwerten nachdenken, wie in Tabelle 3 dargestellt. In diesem Fall gilt beispielsweise, dass von den 26,291 Wählern, die sich im ersten Wahlgang für Biden entschieden haben (vgl. Tabelle 1), am Ende rund 6,500 für Buttigieg gestimmt haben, während von den 37,572 Buttigieg-Wählern aus dem ersten Wahlgang nur etwa 5,100 zu Biden gewechselt sind, netto also eine Bewegung von 1,400 Wählern zugunsten von Buttigieg. Es sei bemerkt, dass die Spaltensummen die tatsächlichen Absolutwerte des letzten Wahlgangs aus Tabelle 1 nicht reproduzieren, da die weiteren Kandidaten in Tabelle 2 und 3 nicht aufgeführt sind.
Tabelle 3: Geschätzte Wählerwanderung (in absoluten Stimmen)
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| Letzter Wahlgang | |||||||
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| Biden | Buttigieg | Klobuchar | Sanders | Steyer | Warren | Yang | Sonstige/ |
Erster | Biden | 8,100 | 6,500 | 2,100 | 4,500 | 300 | 3,000 | 300 | 1,500 |
Buttigieg | 5,100 | 12,100 | 3,800 | 7,100 | 300 | 6,300 | 600 | 2,200 | |
Klobuchar | 2,100 | 5,600 | 6,800 | 3,000 | 200 | 3,300 | 300 | 1,200 | |
Sanders | 4,000 | 7,500 | 3,100 | 17,200 | 300 | 7,600 | 800 | 3,200 | |
Steyer | 300 | 900 | 300 | 600 | 100 | 500 | 100 | 200 | |
Warren | 1,700 | 7,000 | 2,700 | 8,500 | 300 | 10,100 | 400 | 1,900 | |
Yang | 300 | 2,200 | 300 | 2,900 | 100 | 2,300 | 200 | 500 |
Quelle: Eigene Berechnung auf Basis der offiziellen Wahlergebnisse; abgerufen von https://results.thecaucuses.org/.
Vor der Interpretation der Tabellen seien zwei allgemeine Bemerkungen vorangestellt. Erstens müssen bei der Auswertung die Regeln der Vorwahl berücksichtigt werden. Insbesondere ist es nicht zulässig, dass Wähler von Kandidaten mit einem Stimmenanteil über 15 nach der ersten Auszählung zu einem anderen Kandidaten wechseln. In der Praxis mag der ein oder andere Wähler diese Regel missachten, aber im Großen und Ganzen sollte diese 15-Prozent-Marke bei der Interpretation der Daten im Blick berücksichtigt werden. Das heißt im Gegenzug auch, dass Wähler von Kandidaten mit einem Stimmenanteil unter 15 Prozent sich nach dem ersten Wahlgang umentscheiden müssen, ob nun für einen anderen Kandidaten oder für eine Enthaltung. Zweitens wird das 15-Prozent-Kriterium auf der Ebene der Wahllokale angelegt, sodass sogar bei den erfolgreichsten Kandidaten starke Bewegungen zu beobachten sind. Bei einem allgemeinen Stimmenanteil im Bereich von 10-20 Prozent fallen selbst die beliebtesten Kandidaten in vielen Wahllokalen unter die 15-Prozent-Schwelle, während auch die schwächsten Kandidaten gelegentlich oberhalb der 15-Prozent-Marke landen.
Nicht zuletzt aufgrund dieser Regeln überrascht es nicht, dass die jeweils größten Werte für alle Kandidaten mit Ausnahme von Steyer und Yang auf der Hauptdiagonale liegen – die Wähler also in den Gruppen ihres bevorzugten Kandidaten stehen bleiben konnten. Zugleich liegen die Werte bei einem geschätzten Maximalwert von 39.4 Prozent für Bernie Sanders auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Anders formuliert mussten sich immerhin rund 60 Prozent der Wähler mit einer Erstpräferenz für Sanders im zweiten Wahlgang für einen anderen Kandidaten oder eine Enthaltung entscheiden. Für die weiteren Kandidaten liegen die entsprechenden Werte sogar noch höher.
Wie schaut es nun mit den Bewegungen zwischen den Kandidaten aus? Allgemein deuten die Ergebnisse auf eine weniger starke Polarisierung zwischen den Kandidaten hin als es in den Medien häufig dargestellt wurde. Hier wurde zumeist eine Zweiteilung des Kandidatenfeldes unterstellt. In dieser Lesart konnten sich die Wähler zwischen den beiden linken Kandidaten Elizabeth Warren und Bernie Sanders und dem restlichen, eher moderaten Kandidatenfeld entscheiden. Im Mittelpunkt steht dabei die Debatte um eine allgemeine gesetzliche Krankenversicherung, die im Wahlkampf von Warren und vor allem von Sanders mit Nachdruck vertreten wurde. Einen Sonderfall im Kandidatenfeld stellt Andrew Yang dar, der sich in seiner Kampagne für das bedingungslose Grundeinkommen eingesetzt hat. Kurioserweise wurde Yang im Wahlkampf weniger stark als radikal angefeindet, was sich vermutlich weniger durch sein Profil als durch seine schlechten Umfragewerte begründet.
Die Ergebnisse in Tabelle 2 deuten darauf hin, dass die Wähler sich weniger stark von den politischen Positionen der Kandidaten haben leiten lassen und für viele Wähler andere Motive im Vordergrund standen. So ist für viele Wähler der demokratischen Partei das übergeordnete Kriterium, dass der Kandidat den Amtsinhaber Trump bei der Präsidentschaftswahl im Herbst schlagen kann. Offenbar haben viele Wähler die eigenen Überzeugungen diesem Ziel untergeordnet, was sich in den vielfachen Bewegungen über das ideologische Spektrum hinweg andeutet, beispielsweise zwischen Sanders und Buttigieg.
Zumindest in der Tendenz entsprechen die Bewegungsmuster aber auch ideologischen Motiven. So haben sich beispielsweise die Wähler der moderaten Kandidaten Biden und Amy Klobuchar im zweiten Wahlgang am häufigsten für Buttigieg entschieden, wenn der eigene Kandidat im ersten Wahlgang nicht den notwendigen Stimmenanteil von 15 Prozent erreicht hat. Auch auf der linken Seite des ideologischen Spektrums entsprechen die Bewegungen diesem Muster, sodass Anhänger von Warren am häufigsten zu Sanders gewechselt sind und umgekehrt. Noch klarer wird dieses Muster bei den Kandidaten, die häufig an der 15-Prozent-Hürde gescheitert sind. Immerhin rund 30 Prozent der Wähler von Steyer sind im zweiten Wahlgang zu Buttigieg gewechselt. Am deutlichsten wird das weltanschauliche Wahlmotiv bei den Wählern, die sich im ersten Wahlgang für Andrew Yang entschieden haben. Nicht weniger als 58.3 Prozent sind dem linken Lager treu geblieben und haben ihre Stimme entweder Sanders oder Warren gegeben.
Trotz dieser Muster muss das Fazit dieses Beitrags lauten, dass dieser Faktor offensichtlich keinen überragenden Einfluss auf die Wahlentscheidung in Iowa hatte. Vielfach haben die Wähler sich von anderen Kandidatenmerkmalen leiten lassen. Die dargestellten Zahlen unterstützen die häufig vorgetragene These, dass die demokratischen Wähler vornehmlich von der Frage getrieben sind, welchem Kandidaten es gelingen kann, das Weiße Haus zurückzuerobern. Zumindest in Iowa hat besonders Pete Buttigieg von diesen Überlegungen profitiert, der aus dem gesamten Spektrum Stimmen hinzugewinnen konnte.
Aus Sicht der demokratischen Partei muss das Resultat des voraussichtlichen Kandidaten Joe Biden dagegen mit Sorge betrachtet werden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang Biden der Befreiungsschlag erst bei der vierten Vorwahl in South Carolina. Hier konnte der ehemalige Vizepräsident durch seine Nähe zu Barack Obama bei der schwarzen Wählerschaft punkten, die ihm in den Südstaaten zu mehreren Wahlerfolgen verholfen hat. Auf dieser Basis konnte Biden seine Position ausreichend stabilisieren und seinen Favoritenstatus letztlich zurückerobern. Die Auswertung der Daten aus Iowa deutet an, dass seine Kandidatur besonders bei der Parteilinken nur wenig Enthusiasmus hervorruft. Von den Wählern mit einer Erstpräferenz für Sanders, Warren und Yang konnten sich letztlich nur weniger als jeder zehnte Wähler zu einer Stimme für Biden durchringen. Aber selbst von den moderaten Kandidaten waren die Zugewinne dürftig. An dieser Stelle hat der Kandidat also noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, um die demokratische Wählerschaft im Herbst an die Wahlurnen zu bewegen.
Biographischer Hinweis zum Gastautor:
Dominic Nyhuis ist DAAD Visiting Assistant Professor am Department of Political Science und am Center for European Studies an der University of North Carolina at Chapel Hill. Zuvor war er Akademischer Rat am Institut für Politikwissenschaft an der Leibniz Universität Hannover. In seiner Forschung beschäftigt er sich aus vergleichender Perspektive mit Parteien, Parlamenten und der subnationalen Politik. In seinem jüngsten DFG-geförderten Forschungsprojekt „Repräsentation und Ungleichheit in der kommunalen Politik“ untersucht er die Muster der Politikgestaltung in deutschen Großstädten in Kooperation mit der LMU München. Weitere Informationen zum Projekt bietet https://www.localpolitics.gsi.uni-muenchen.de/index.html.